Nach der gestrigen Pleite mit der Übergabe des Mietmotorrads am Flughafen hatte ich meine Freunde, die mit der Fähre anreisen, vorab per SMS informiert, dass ich wohl nicht rechtzeitig an der Fähre sein werde, um sie abzuholen. Das erwies sich auch als richtig, denn auch nach Mitteilung der Ankunftszeit der Fähre an den Vermieter war eine Vorverlegung des Übergabezeitpunkts vor 08.30 Uhr nicht zu erreichen. Also habe ich erstmal gemütlich im Hotel Speraesole in Murta Maria gefrühstückt. Das Hotel kann ich empfehlen; es war mit 54 EUR Übernachtung/Frühstück (per HRS gebucht) für Sardinien preiswert, das Personal sehr freundlich, Zimmer sauber und gepflegt mit schönem Ausblick auf den hinter dem Hotel liegenden Pool und das entfernt liegende Meer Richtung Olbia.Es gab ein für die Insel typisches Frühstücksbuffet mit kleinen Besonderheiten. Wie üblich waren diverse süße Croissants, Kuchen und Toast vorhanden, aber auch kleine, leckere Brötchen. Entgegen den in anderen Hotels meist üblichen dünnen, stark gesüßten Fruchtsaftgetränken wurden drei verschiedene Sorten Saft (Ananas, Orange, Multivitamin) angeboten. Beim Kaffee rate ich – generell auf der Insel – von Cafe Americano o. ä. ab, der meist aus Instantmaschinen stammt; besser greift man zu Espresso, Cappuccino etc., der in der Regel frisch zubereitet wird und lecker schmeckt. Außerdem waren natürlich diverse Sorten Marmelade, Honig, Wurst, Käse, Eier, Cerealien etc. im Angebot.
Zwischenzeitlich hatten sich bereits meine Freunde mit der Info gemeldet, dass sie ca. 08.00 Uhr von der Fähre sein werden; wir haben uns in einem am Hafen liegenden Café verabredet. Der Motorradvermieter erschien püntklich kurz vor 08.30 Uhr wie am Vorabend verabredet mit einer weißen BMW R1200GS im Lieferwagen. Nach Erledigung des Papierkrams und Abladen der Maschine eine kleine Überraschung. Das Motorrad sah nicht nur aus wie neu; es hatte gerade 4 km auf dem Tacho! Zusätzlich waren Givi-Koffer und ein Topcase vorhanden; soviel Platz hatte ich noch nie bei einer Mietmaschine… ein bischen Kleinkram für unterwegs ins Topcase, Rucksack in einer der Koffer (im anderen konnte noch der Helm untergebracht werden), die restlichen Klamotten in der Rolle gelassen und auch diese verzurrt, dann zum vereinbarten Treffen mit dem Rest der Gruppe im Café am Hafen Olbia.
Geplante Tagesroute: Zuerst nach Porto Cervo, dann Santa Teresa Gallura, über die Küstenstraße nach Porto Torres und von dort nach Süden zum Hotel „La Baja“ in Santa Caterina di Pittinuri.
Der Hafen in Porto Cervo ist voller großer Nobelyachten, aber Parken war selbst mit Motorrädern nur drin gegen Cash möglich. Wir entschieden uns daher, nach einem kurzen Blick auf die Schiffe gleich weiterzufahren. Ich machte noch ein paar Fotos der Yachten und schon war die Gruppe weg. Hm. Also bin ich den Weg zurückgefahren bis zum Abzweiger Richtung Arzachena, weiter niemand zu sehen. Hm, erstmal weiter Richtung Santa Teresa, dem nächsten Zwischenziel. Kurz darauf traf eine SMS ein, als ich gerade zum Telefonieren abgebogen auf eine nach S. Tensina ausgeschilderte Abzweigung abgebogen war: Treffen uns am Hafen in Santa Teresa. Also das Navi angeworfen, danach sollte es auf der Abzweigung weitergehen. Etwas weiter wurde die Strecke dann zur Sandpiste; nachdem ich noch ein gutes Stück gefahren war, verstärkten sich meine Zweifel. Navi erneut an, keine Straße auf der Karte vorhanden. Also umgedreht und siehe da: Ich hätte doch die ursprüngliche Strecke weiterfahren sollen. Navi (auf dem Smartphone) funktionierte leider nur beschränkt, denn ich musste das Gerät sperren, damit in der Jackentasche nicht ungewollte Funktionen durch den Touchscreen aktiviert wurden; das nahm das Handy zum Anlass, sich dann irgendwann ganz abzuschalten, also hörte ich auch keine Anweisungen mehr. Santa Teresa war dann aber auch ausgeschildert, also zum Hafen. Dort warteten zwei Mitfahrer, waren gerade eingetroffen, hatten die ersten beiden Mitfahrer auch schon bei der Abfahrt aus Porto Cervo verloren; fängt ja gut an… Wir haben im Café du Port pausiert und erfolglos erneut versucht, per SMS die beiden verschollenen Gruppenmitglieder zu erreichen. Schließlich haben wir uns entschieden, zunächst bis Castelsardo weiterzufahren, um uns vielleicht dort zu treffen. Also sind wir über die Küstenstraße – schöne Strecke, teilweise dicht am Wasser – nach Castelsardo gefahren, dort wieder Pause, keine Nachricht vom fehlenden Rest der Truppe. Beeindruckende Burg, beim Wegfahren ist Korsika entfernt im Dunst zu sehen. Weiter geht es über die Küstenstraße nach Porto Torres, dort nur kurz getankt (1.489 €/l, sonst meist 1.549 €), dann nach Süden über Sassari Richtung Macomer. Bei der Nuraghe Santu Antinehaben wir angehalten und das Bauwerk besichtigt. Beeindruckend, dass so etwas schon 1600 v. Christus gebaut werden konnte. Um Zeit zu sparen, fuhren wir dann über die Schnellstraße (SS 131) weiter, der Himmel hatte sich nämlich schon mit grauen Wolken deutlich verdunkelt. Ca. 40 km vor dem Ziel waren die Wolken vor uns schwarz; wir entschieden uns für Regenzeug. War eine gute Wahl, denn kurz darauf begann es zu regnen. War letztlich nicht so wild wie es nach dem schwarzen Himmel ausgesehen hatte, allerdings kühlte es sich schlagartig ab; wir hatten zuvor den ganzen Tag über 30 Grad, bis zu 35 Grad über längere Zeit. Mit dem Regen fiel die Temperatur schlagartig auf 24 Grad. Gleichzeitig wurde es stürmisch; wir wurden auf den Maschinen teilweise richtig durchgerüttelt. In Santa Caterina di Pittinuri angekommen, fragte ich in einem Café nach dem Weg zum Hotel: „20 m weiter rechts rein!“ Stimmte, war sogar ein Wegweiser vorhanden. Am Ende ging es dann unbefestigt weiter Richtung Meer, dort lag das Hotel auf einer Steilküste über dem Meer, eine hervorragende Lage. Während des Abrödelns der Motorräder trafen auch die beiden verschollenen Gruppenmitglieder ein, der eine hatte sein Handy abgeschaltet, der andere nicht draufgesehen. Das Hotel macht einen guten Eindruck; die Zimmer sind klimatisiert, Pool liegt im Hof unterhalb unserer Balkone. WLAN gibt es nur gegen Entgelt als Zeitguthaben, das aber nach und nach genutzt werden kann. Zur Abkühlung waren wir glücklicherweise gleich schwimmen, denn kurz darauf war ein Gewitter vom Meer herangezogen. Bei Blitz und Donner zu baden, ist bekanntlich nicht empfehlenswert. Der Wind war weiter heftig; es begann dann auch stark zu regnen. Wir haben daher im Hotel zu Abend gegessen, das Restaurant ist nobel aufgemacht, das Essen m. E. aber nur mäßig. Ich hatte „Red Ox“ bestellt, Rindersteak, das aus mehreren dünnen Streifen Fleisch auf etwas Rohkost angerichtet bestand. Leider war das Fleisch nur lauwarm und zäh, auch nicht ausreichend gebraten, nur ganz außen gegart, innen weitgehend roh, nicht empfehlenswert.
Beim Zubettgehen heulte der Wind noch durch die Zimmertür; nach Schließen der Balkontür wurde es leiser. Für den Folgetag hofften wir auf trockeneres Wetter, die Wettervorhersage war allerdings nicht allzu günstig.